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Ausgrabungen am Kleinen Roten Berg

 

[ Karte | Fotos ]

 

Zeitungsmeldung der Thüringischen Landeszeitung vom Frühsommer 2002:

Archäologen in Aufruhr

Sensationsfund: Das älteste Thüringer Dorf wurde in Gispersleben entdeckt

Foto aus der TLZ

Zeitungsfoto

Gispersleben. (tlz) Zwischen Kleinem Rotem Berg und Schwellenburg untersuchen Mitarbeiter des Landesamtes für Archäologische Denkmalpflege derzeit auf über sechs Hektar Fläche das älteste Dorf Thüringens. Auslöser der Ausgrabungen ist der Bau der Autobahn A 71. Die Archäologen graben schon seit fast zwei Jahren an verschiedenen Stellen der künftigen Trassenführung.

2001 konnten auf dem, Kleinen Roten Berg Teile eines Friedhofs aus der Zeit des Thüringer Königreichs und eine Siedlung mit zahlreichen Häusern der so genannten Bernburger Kultur untersucht werden. [Karte: Gebiet 2001] Bis dahin wusste man in Thüringen nur sehr wenig über das Aussehen der Siedlungen in der Zeit um 3000 v.Chr., geradezu sensationell war die Entdeckung der Reste von zwei Töpferöfen.

Die Euphorie bei den Archäologen reißt auch dieses Jahr nicht ab. In nur wenigen hundert Meter Entfernung befindet sich die nächste Siedlungsfläche, deren Befunde die Erwartungen weit überstiegen [Karte: Gebiet 2002]. Ehrenamtliche Bodendenkmalpfleger beobachteten dort in den Wänden eines Gasleitungsgrabens schon vor Jahren jungsteinzeitliche Bodenverfärbungen und bargen mehr als 6000 Jahre alte Scherben. Jetzt wird der Humus systematisch in 250 Meter langen und knapp 20 Meter breiten Streifen abgetragen, um die Spuren des Lebens unserer Vorfahren freizulegen. Schon über 20 Häuser aus der zweiten Hälfte des 6. und der ersten Hälfte des 5. vorchristlichen Jahrtausends konnte das 16-köpfige Team unter der Leitung des Archäologen Dr. Michael Wagschal bisher dokumentieren. Die Nordwest-Südost ausgerichteten Häuser, weisen eine Länge von bis zu 30 Metern sowie eine Breite von etwa 8 Metern auf und lassen unterschiedliche Bauweisen erkennen. Bei vier Gebäuden war im Nordwestbereich ein Fundamentgräbchen eingetieft worden.

Befund ist einmalig

Die hier eingelassenen Balken dienten möglicherweise als besserer Witterungsschutz. Im Inneren sind sämtliche Gebäude in drei Räume unterteilt. An ihren Längsseiten werden die Häuser von großen, unregelmäßigen Gruben begleitet. Sie dienten als Lehmentnahmegruben, um vornehmlich die mit Flechtwerk verbundenen Wände zu verputzen.

Für Thüringen ist der Gesamtbefund einmalig. Zwar wurden ähnliche Ansiedlungen der ältesten Ackerbauern schon in verschiedenen Teilen Mitteleuropas ausgegraben, doch sind überall durch die Anpassung an die örtlichen Gegebenheiten bedingte Unterschiede zu beobachten. Und nur an wenigen Stellen Waren die Erhaltungsbedingungen für die Befunde so gut wie bei der Erfurter Siedlung.

Meist sind große Teile der Kulturschicht durch den jahrtausendelangen Ackerbau erodiert und nur geringe Reste der Pfosten erhalten. Die Siedlung nördlich des Kleinen Roten Berges ermöglicht Einblicke in das Leben unserer jungsteinzeitlichen Vorfahren, wie sie in dieser Komplexität nur selten möglich sind.

In solch gewaltigem Umfang waren die Ausgrabungen an dieser Stelle ursprünglich nicht zu erwarten gewesen. Jetzt heißt es schnell und doch mit der gebotenen wissenschaftlichen Gründlichkeit vorzugehen.

Karte

Karte: E. Schön

Die Karte zeigt die Lage der Ausgrabungsgebiete aus den Jahren 2001 und 2002.

Die Trasse der Autobahn A 71 führt genau über den Kleinen Roten Berg. Da hier ein ausgedehntes Kreuz mit der Bundesstraße B 4 (die 2003 um ca. 100 m nach Westen verlegt wurde) entsteht, wird auch das nördliche Grabungsgebiet überbaut. (Fotos vom Bau der A 71)

Fotos

Die Fotografien entstanden im Juni 2002.

Foto: E. Schön

Blick vom Kleinen Roten Berg auf das zweite Ausgrabungsgebiet. Im Hintergrund links ist die Schwellenburg zu sehen.

Foto: E. Schön

Blick auf das Ausgrabungsgebiet von Norden. Im Hintergrund ist der Kleine Rote Berg zu sehen. Die dunklen Stellen des freigeschobenen Gebietes zeigen Stellen, wo Pfählen in den Boden gerammt waren bzw. wo sich Abfallgruben befanden.

Foto: E. Schön

Auf diesem Bild sind die Stellen, wo Pfähle eingerammt waren deutlich zu erkennen. Sie markieren die Lage der Häuser. Im Vordergrund ist eine verfüllte Grube zu erkennen. Ihr wurde zunächst der Lehm für das Verschmieren der Wände entnommen. Später wurde sie mit Abfällen aufgefüllt.

Foto: E. Schön

Das Foto zeigt eine zum Teil ausgehobene Abfallgrube. Dort fanden sich Tierknochen, Keramikscherben und Werkzeuge, die eine Datierung ermöglichten.

 

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